Die Versuchung

Es war eines Nachts. Die Grillen zirpten ihre Lieder, der Wind war still und der klare Nachthimmel war zu erkennen.
Unzählige Sterne am Himmelszelt und die angetrunkenen Gäste des Wirtshauses sangen verdorbene und schunkelnde Lieder,
lachten und vergaßen alle Sorge. Unter ihnen war auch Henry. Er war ein ziemlich schmieriger Mann um die 50 jahre alt,
ein dicker Bierbauch, eine Halbglatze und eine breite dicke Kartoffelnase prägten sein Gesicht.
Er war ein netter Mann, doch er hatte auch seine dunklen Seiten. Denn das er jeder barbusigen Frau ein Getränk
spendierte und es dann auch noch selbst vom Schankwirt geholte hatte, hatte seine Gründe. Denn er verführte sie auf diese Art
um sie dann, laut seiner Erklärung hätten sie zu viel getrunken, nach draußen zu begleitet.
Es war nicht das erste Mal, denn die Bauerntochter aus dem Nachbardorf wurde seit dieser Nacht nicht mehr gesehen.
Die Leute munkelten und erzählten Gerüchte, dass der schwarze Mann sie geholt hatte. Doch wussten die Leute nicht,
dass es Henry war. Ein Bäcker, der für jeden ein offenes Ohr hatte. Für manch' weibliche Wesen umso mehr.

Diese Gerüchte drangen einige Dörfer weiter durch, die Miliz wurde verstärkt und auch die Patroillen der Sturmwinder Streitkräfte
liefen vermehrt durch diese hindurch, die ohnehin schon durch die verstärkte Miliz geschützt worden sind. Doch nicht nur die
ehrenden und tapferen Soldaten des Königs blieben wachsam. Sondern auch die Schatten. Der schwarze Mann, wie er genannt wird.
Doch dieses mal fehlt die Kutte. Der Teufel in Gestalt eines Menschen. Ein armer Lumpenbauer, so sein äußeres. Man sprach herum,
dass es am nächsten Tag wieder zu einer glücklichen Stunde im Wirtshaus kommen würde und einer wusste es ganz genau.
Der schmierige Bäcker aus der Nachbarschaft. Nur hatte er an diesem Abend weniger Glück. Denn heute war jemand anderes in dem Wirtshaus
und schmiss sogar einige Thekenrunden. Man hat die letzten Tage viel verkaufen können. Als Bauer ist es nicht nur schön, wenn man die Sachen
los wird, die man erntet. Sondern es ist schöner, wenn man sie den Bedürftigen unterbringen und etwas weitergeben kann. Die Leute lachten,
sangen, tanzten und mehr und mehr leerte sich das Fass Bier, was einen Tag zuvor in den kühlen Kellern des
"Silbernen Greifen" abgestellt wurde. Henry war nicht sehr begeistert über den Neuankömmling. Ein neugezogener Bauer, der ihm die Frauen
wegnimmt? Nein, das ließe er nicht auf sich sitzen. Er erhebt sich schwerfällig aus dem Stuhl und schubste den Fremden an die Seite.
"Hast du ein Problem, Bursche? Mir gefällt dein Gesicht nicht." entgegnete ihm Henry, der eindeutig zu tief ins Glas geschaut hat. Der
Fremde fängt an zu lachen und klopft dem dicken Bäcker auf die Schulter. "Weißt du, Kumpel? Lass uns doch ein wenig Spaß haben und uns
die Streitigkeiten für einen anderen Tag aufheben, Hm? Was hälst du davon? Komm! Ich gebe dir einen aus! Du tust doch auch viel für die
Gemeinschaft und dein Nussbrot ist eine Sensation!" antwortete ihm dieser und das übertrieben freundlich und ruhig, als würde jemand
darin geschult worden sein. "Zwei Bier, Bitte." gesagt, getan. Es wurden zwei frisch gezapfte Biere auf die Theke geknallt.
Zwei, drei unbekümmerte Fingerstreiche am Rand des Kruges und einige Augenblicke noch am Tresen stehend,bevor man Henry den Krug
vor der Nase abstellte. "Auf eine wunderbare Zeit, mein Freund. Du musst lockerer werden!" prostete der Fremde und die Dorfbewohner
prosteten mit, jubelten und die Musik wurde lauter. Ein Stück am Klavier, ein Stück an der Geige. Hier und da vergnügtete sich eine
Frau mit einem Mann auf der Tanzfläche. Die Wangen waren Rosa und die Augen wurden klarer - alle waren munter.

Henry trank sehr lange mit dem Mann, doch haben die Beiden kein einziges Wort über die Lippen gehen lassen. Irgendwann plusterte Henry die
Wangen auf und hustet. "Geht es dir nicht gut?" fragte der Fremde besorgt. Henry klopft sich auf die Brust und stellt den Krug ab. "Ja, doch.
Es ist alles...bestens...ich...muss nur kurz an die frische Luft." und mit den Worten drückte sich der Bäcker hinauf und torkelt in Richtung
Ausgang. Doch der Fremde folge ihm, um ihn zu stützen. Auch vor dem Wirtshaus unterhielten sich einige Gäste, die von dem Rauch der Zigarren
und der gespielten Musik nicht wirklich angetan waren. So nutze man hier die Gunst der Stunde. Der Fremde stützt den Bäcker und sie gingen
ein wenig Abseits hinter die Stallung und dort rangte bereits der Lüstling Henry nach Luft. Indess hatte auch der Fremde bereits losgelassen
und Henry gegen einen Baum gelehnt. "Was...passiert...mit mir?" fragte Henry und die panische Angst machte sich in seinen Augen breit.
Er zittert und krampf, reißt die Augen weit auf und windet sich. Weiter an dem Baum gelehnt, der zu seinem Glück nicht umkippt.
"Ich...Arghh...kriege...keine...Luft mehr und-..." weiter konnte der Mann nicht sprechen. Denn er kneift die Augen zusammen, als bereits der
erste Tropfen an Blut aus seiner Nase und seinen Ohren tropft und dem Bäcker auf die halb abgenutzte Kleidung läuft. Mit dem aufreißen der
Augen, schaut der Fremde in blutunterlaufene Augen. Die Gefäße geplatzt, der Körper gekrampft. Schaum dringt aus dem Munde des Bäckers und
dämpft die quälenden Schreie, die aus seiner Kehle dringen. Doch der Fremde hatte dafür nicht viel übrig. Er schwieg und sah dem dicklichen
Lustmolch dabei zu, wie ihm der letzte Atemzug über die Lippen führt und dann mit einem durchgedrückten Rücken sein letztes Muskelzucken
hinter sich bringt. Denn Henry fällt leblos und wie ein nasser Sack zu Boden. Blutend aus allen Öffnungen am Kopf. Die Augen weit aufgerissen,
als hätte er den Höllenengel auf Erden gesehen. Es war lediglich der Fremde, der sich langsam umdreht und in einer anderen Richtung den Tatort
verlässt und das Wirtshaus wieder betritt. Dort erzählt man sich, dass er den Bäcker in seiner Übelkeit nach Hause gebracht hat, damit er
ausruhen kann. Die übrigen Getränke wurden bezahlt und dann verließ auch der Neuankömmling das Wirthaus in Richtung Grenze des Dorfes.
"Eine angenehme Heimreise, Mister. Passt auf Euch auf!" eine ältere Dame winkt dem Fremden zu. Sichtlich erfreut darüber, dass sie ihn
noch erwischen konnte. "Oh bitte, schöne Frau. Ich bin kein Ritter, der mit solch' einer Höflichkeit angesprochen werden sollte.
Bitte nennt mich Aleister." mit einer knappen Verbeugung und dem künstlich charmanten lächeln auf den Lippen, verlässt der Fremde das Dorf
und kam dort auch nie wieder zurück. Verantwortlich für den Tod eines Bäckers, der es sich zur Vorliebe gemacht hat, unschuldige Frauen und
junge Mädchen mit Hilfe eines süßen Zaubers gefügig zu machen und im Anschluss mit ihnen diverse Schandtaten zu vollbringen - welch'
perverses Spiel. Doch irgendjemand kennt eine bessere, tödlichere Rezeptur.

 


Verfluchtes Erbe

 Es war früh dunkel in Dun'Morogh, wie so oft, wenn der Winter einbricht. Gebirgsjäger laufen ihre Patroille durch die verschneiten Straßen
und hier und da erklingt aus den Gasthäusern fröhliches Gelächter. Nicht sehr weit enfernt befindet sich eine Jagdhütte. Diese war nicht
von Zwergen bewohnt. Im Inneren brannte jedoch Licht.

"Hast du die Belohnung schon im vorraus erhalten? Der Kerl ist echt Krank. Wer heuert denn Söldner an, um seine eigene Familie wegen
des Erbes umbringen zu lassen? Pah. Wir können froh sein, dass sie nicht in Sturmwind wohnen. Wir gehen gleich los. Macht euch bereit."
Eberhart, der erste von den Vieren, grinst nur dreckig und popelt mit seinen Wurstfingern in der fauligen Kauleister seines Mundes herum.
Es war stockfinster. Die Nachtvögel singen ihre letzten Lieder, bevor auch sie zu Bett gehen. Was niemand der vier Söldner wusste:
Sie werden beobachtet. "Mann, Thomas. Also ich fühle mich echt nicht gut dabei." - "Wirst du wohl die Klappe halten, Goran? Wir ziehen das
durch." streiten sich die beiden Herrschaften im Haus. Eberhart hat die Schnauze voll, erhebt sich und setzt einen Zopf mit Wasser über der
Feuerstelle auf. "Wir reißen uns alle zusammen!" brüllt dann der vierte Kopf los. Es ist James. Ein gerissener, aber charismatischer und
junger Mann. Der Kopf der Bande. "Halter gefälligst die Klappe!" wütend schlug er mit der Faust auf den Tisch und setzt sich wieder hinten.
Die anderen beiden seufzten und wunken ab. "Jaja. Du hast Ja recht. Trinken wir noch einen heißen Grog und dann machen wir uns an die Arbeit.
Sind die Waffen noch draußen im Karren?" fragte Goran. "Ja, hol' sie rein und fang' schonmal an sie nachzuladen." entgegnete ihm James. Goran
nickte und erhebte sich aus seinem Stuhl. Er legte sich den Fellumhang um die Schultern, öffnet die Tür und geht hinaus. "Immer ich. Kann
dieser fette Versager nicht gehen? Der Penner sitzt nur in seinem Schaukelstuhl und popelt mit seinen Wichsgriffeln in seiner Fresse rum."
nuschelte Goran fluchend vor sich hin und es sieht so aus, als ob er Selbstgespräche führen würde. Er stapft einige Meter vom Haus weg.
Der Karren mit den Waffen befand sich zwischen einem kleinen, toten Wald. Er wirft die Wollplane an die Seite und zieht zwei Kisten von
der Ladefläche. Er öffnet sie, nickt und streicht verträumt mit der Hand über die Donnerbüchsen. "Wir werden eine Menge an Spaß haben, meine
Kleinen." leise lachend erhebt sich Goran, nimmt die zwei Kisten unter die Arme und dreht sich um. Weit kommt er nicht. Denn mit weit
aufgerissenen Augen bleibt er starr stehen. Er verkrampft sich, beginnt zu zittern und im selbigen Moment - wo jeder andere vielleicht einen
Aufschrei losgesendet hätte - fallen die Kisten in den Schnee. Ein sauberer und waagerechter Schnitt in der offenen Kehle von Goran, zwingen
ihn zu Boden und pressen den letzten Atemzug röchelnd aus seinen Lungen. Niemand hört ihn, niemand sieht ihn. Im Schein des Mondes hingehen
glänzt ein dünn gespanntes Stück an Draht, der zwischen den Bäumen gespannt ist und nun Goran's Blut in den Schnee tropfen lässt. Wer war es?
Waren die Männer nicht allzu sicher mit ihrem Versteck?

Im Inneren der Jagdhütte herrscht in der Zeit ziemliche Langeweile. James und Thomas spielen Karten und warten auf die Rückkehr ihres
Kollegen. Der dicke Eberhart wartet darauf, bis das Wasser für den heißen Grog endlich brodelt. Es kocht bereits, doch es scheint ihm
nicht zu reichen. "Wo bleibt dieser Trottel denn?" will Thomas dann wissen. "Ich gehe mal nachsehen." und mit diesen Worten erhebt er sich
und geht an die Tür, um sie zu öffnen. Schnellsten Schrittes wird der Weg zum Karren aufgenommen. "Goran! Wo bist d-...Urgh..."
die Worte ersticken, als sich ein Pfeil direkt in den Hals von Thomas bohrt und ihn zu Boden schickt, wo er ausbluten kann. Die Tür hat er
nicht zu machen können. Er war der Meinung, dass er gar nicht so lange brauchen würde. Nun wurde die Stimmung etwas wackeliger. "Jetzt
reicht es mir!" donnerte James und erhebt sich aus dem Stuhl. Er macht bereits Anstalten an die Türe zu laufen und nimmt sogar den
Fleischklopfer von der Küchenzeile mit. Mit einem lauten Klirren springt das Fenster in seine Einzelteile. Ein weiterer Pfeil, der sich direkt
in den Rücken James' bohrt und ihn japsend zu Boden schickt. Eberhart erschreckt. Doch nicht nur, weil sein Kumpane zu Boden geht, sondern
weil er sieht, wer das getan hat. Durch die Tür kommt er, wie ein geladener Gast. Gekleidet in einem schwarzen Anzug. Schwarze Lederhandschuhe,
die seine Hände bedecken. Die Schuhe, dieses mal etwas fester, aber dennoch elegant. Etwas höhere Stiefel und dazu ein Werkzeug, was erlaubt,
mit jedem beliebigen Schuh- und Stiefelwerk durch Schnee zu laufen. Es sieht aus wie ein Teppichklopfer mit mehreren Gitterweben.
Komischer Weise befindet sich nicht ein Schnitt am Anzug des Mannes. Nicht ein Staubpartikel ist darauf zu finden. Das Gesicht wird von
einer Maske verhüllt. Es ist eine Art Tikki-Maske, wie man sie von den Trollen her kennt. Allerdings besitzt sie einen Häuptlingsschmuck
und hat einen Schnabel - eine trollische Vogelmaske. Sie sieht daher etwas fehl am Platz aus. Besonders dann, als die Gestalt die leer
geschossene Armbrust an die Seite wirft, die Tür mit dem Schuhwerk zutritt und auf Eberhart zugeht. Ihm fehlen die Worte.

"B-bitte...i-ich...Nein! D-die haben m-mich dazu g-gezwungen." doch der schwarze Mann scheint wenig Beachtung für den Mann zu haben.
Denn er knippst, dem auf dem Boden liegenden und sterbenden James, mit einem Tritt ins Gesicht die Lichter aus und öffnet gleichzeitig
den einen Knopf an seiner Anzugsjacke. Eberhart springt auf und greift nach dem brodelnden Zopf mit Wasser, den er von der Feuerstelle nimmt.
Unbeholfen durch den Schreck und durch seine tollpatschige Art und Weise, schwankt er damit auf den Maskiert zu.
Dieser hat aber andere Pläne und so greift er links an die Hüfte. Denn unter dem darunter befindenem Anzugshemd und Gürtel,
lugt ein Griff hervor. An diesem wird gezogen und so entpuppt sich der Griff als Machete, die am linken Hosenbein des Mannes versteckt war.
Der schaukelnde und vermutlich auch angetrunkene Eberhart stellt nicht gerade eine Gefahr da, doch der schwarze Mann holt mit dem Griff
der Machete aus und schlägt die untere Seite direkt unter den Kochtopf mit dem brodelnden Wasser. Eberhart erschrickt und durch die Kraft
und durch die Eifer im Gefecht, segelt der Kochtopf mit dem blubbernden Wasser empor und fliegt direkt in das Gesicht des dicken und
übrig gebliebenden Söldners. Laut schreiend lässt er den Kochtopf fallen und greift sich unter quälendem Geschrei in das Gesicht hinein.
Ein Hieb mit der Machete folgt und Eberhart's Haupt fliegt in hohen Bogen von seinen Schultern, landet rollend auf dem Fußboden, als kurz
darauf sein lebloser Körper folgt. Nicht einmal angewidert betrachtet der Übeltäter sein Werk und putzt die blutverschmierte Klinge an der
Wolljacke von Eberhart sauber, bevor sie zurück an ihren Herkunftsort geschoben wird. Nämlich direkt seitlich in die Hose des Maskiert.
Kurz darauf steuert er den Ausgang an, öffnet die Tür und schließt sie. Die Kerzen im Inneren erlischen und das Ende einer blutigen und
besonders schaurigen Nacht neigt sich dem Ende zu. Kurz nach der Tat wird gemunkelt, dass sich ein Reiter auf schnellstem Wege in Richtung
Eisenschmiede verzogen hat.

 

Der Verräter

Es war eines dieser Tage in Westfall. Die trüben Felder geben kaum Ernte, die Bauern betteln an den Straßen und die Wachsoldaten
der Späherkuppe laufen ihre Runden die Feldstraße entlang. Ihr Feldwebel war Ariana Südsted. Eine gebildete Frau, mitte 30 und
verwitwet. Ihr Mann starb den frühen Tod, da waren sie gerade einmal zwei Sommer verheiratet. Das Wappen des Königs auf der Brust,
die Schwerter geschliffen und poliert, die Schilde an den Mann gepresst. Doch der Sold wollte nicht so ganz reichen, um das Anwesen der
Frau Feldwebel im Dämmerwald abzubezahlen. Doch nicht alle Soldaten der Allianz gehen den richtigen Weg. Im Gegenteil. Hier wähle sie einen
Weg, der eindeutig der Falsche war. Sie tötete einige Bauern, verkaufte ihre Farmen und machte dadurch ihren Geldbeutel schwerer.
Sie ließen es wie einen Überfall der Defias-Bruderschaft aussehen, die zu diesem Zeitpunkt noch verstärkt versucht haben, ganz Westfall
zu kontrollieren, damit sie irgendwann ihren Plan endlich in die Tat umsetzen können, sich Sturmwind unter den Nagel zu reißen und zu
profitieren - doch machten die Soldaten des Königs einen Strich durch diese undurchdachte, unbezahlte Rechnung. Feldwebel Südsted
verkauft Informationen an unbekannte Abnehmer, einige Kollegen verschwinden nach und nach spurlos aus Westfall und die Frau Feldwebel
sonnt sich im Glanze des Goldes.

Jemanden ist aber der Verbleib der altbekannten Bauernfamilien aufgefallen und man forschte nach. Das Ziel war der Dämmerwald.
Ein kleines Anwesen zwischen der Rabenflucht und Dunkelhain. Ein kleiner Weg führte an der Straße hinunter, wo man den tropischen
Dschungel des Schlingendorntales erreichen kann. Das Einzige, was man hier vernimmt, sind die Geräusche des düsteren Waldes in Form
von den gesungenden Liedern der Eule, den Wölfen und auch den Ogern, die in unmittelbarer Nähe in einer Höhle hausen und sich trotzdem
aus allem raushalten. Feldwebel Südsted widmet sich ihrem Feierabend, setzte ihr Pferd im Stall aus, wo sich ein Bursche um dessen
Verpflegung kümmerte. Das Wappen hatte man vor dem Ritt in der Westfaller Kaserne abgegeben. Ihren gnomischen Funker, mit denen sie sich
mit den Streitkräften vor Ort verständigt, hatte sie allerdings mitgenommen - was sie leise aufseufzen ließ. "Verdammt. Der Hauptmann wird
mich umbringen. Ich reite am besten direkt bei Sonnenaufgang los, damit er nichts davon mitbekommen." sprach sie zu sich selbst und betritt
das zweistöckige Anwesen, welches im 2. Stock einen Balkon besitzt, samt Schrägdach darüber. Sie vollführte jede Nacht das selbe Ritual. Erst
war es ein langes Bad, dann ein leckeres Abendbrot und am Ende eine Partie Schach mit dem Burschen, der ihr auf dem Anwesen hilft. Er wohnte
in der Nähe des Anwesens in einem kleinen Haus und die Eltern hatten nichts dagegen, wenn er das eine oder andere Mal zu Ariana rübergeht.
Kennen die Eltern doch sehr gut die Frau Feldwebel und wer würde einem Offizier soviel misstrauen gegenüber bringen? Vermutlich niemand.
"Hah! Schachmatt, Ariana! Ätsch!" freute sich der Junge, als er die Partie für sich gewann. "Du kleiner Fuchs! Du bist für dein Alter ein echt
schlaues Kerlchen. Solche jungen Männer sind gerne in der Armee des Königs zu sehen und wenn du deinen Kopf weiterhin so gut durchsetzt, dann
kannst du irgendwann bestimmt auch ein heldenhafter Offizier werden." sprach Ariana zu dem Nachbarsjungen und dieser sah sie mit großen Augen
an. "Waaaas? Echt? Das ist ein großer Traum!" so groß die Freude von dem Jungen auch war, hält sie nicht lange an. Denn er wirft einen Blick auf
die Taschenuhr, die ihm sein Vater zum Geburtstag geschenkt hat. "Oh nein! Mama und Papa werden böse sein, wenn ich jetzt nicht gehe! Es ist Ja
schon Mitternacht! Ich muss los. Danke, Ariana. Bis morgen!" stürmisch verlässt der Junge das Haus und schließt die Türe hinter sich.
Ariana seufzt auf. "Endlich." entgegnete sie sich selbst. Ein Windstoß öffnete das angelehnte Fenster. Es war nicht ganz verschlossen und
lässt die einzige Kerze auf dem Tisch erlischen. "Na nu? Das Fenster habe ich doch gar nicht aufgemacht und Jonas kam doch erst nach mir.."
sie wunderte sich, denn an so einem gefährlichen Ort sperrt sie immer alles ab. "Naja...Zeit für's Bett." und da das Bett nicht weit stand,
legte sie sich hinein und schloss alsbald die Augen.

Doch nicht lange hält die Nachtruhe an. Denn der Gnomcorder fängt an zur rauschen, als versuche jemand dort zu sprechen, aber ein Loch stört
das Signal. Krrrrhhzzz...Krrrrhzzz....der Corder verstummt und Ariana wurde wach. Sie sprach hinein. "Hallo? Hört mich jemand? Hier spricht
Feldwebel Süderstade. Hallo?!" fragte sie lauter und nahm den Corder mit in das Bett. Wieder folgte das Rauschen. Aber diesesmal mit einer
rauchigen, tiefen Stimme. "Wie spät ist es?" Ariana riss die Augen auf und starrte an die Decke. Der Wind peitschte
gegen die Wände des Anwesens und ließ ihn zwischen den Dielen des Dachbodens heulen. "W-wer ist da? H-Hallo? Wer...wer seid Ihr?" panisch und
zitternd pumpt ihr Herz und sprang ihr beinahe aus der Brust. "Ich habe Euch gefragt, wie spät es ist." forderte die Stimme am anderen Ende
und lässt Ariana wie von Geisterhand auf die Uhr blicken, die sie auf dem Nachttisch stehen hat. "K-kurz nach Mitternacht. W-wer seid Ihr
denn? W-woher habt Ihr es? D-das ist Eigentum d-der Armee!" doch darauf gab die fremde Stimme keine Antwort. Reden tut
sie trotzdem weiter, als würde er die Worte von Ariana nicht verstehen. "Also haben wir noch Zeit für ein kleines Spiel, Ja?" diese Worte liefen
Ariana wie einen Schauer den Rücken hinunter und sie bekam sogar Schweiß auf der Stirn. "W-was wollt Ihr von mir?" stotterte sie und schluckte
schwer. "Ich will, dass Ihr aufsteht und auf den Balkon geht. Ihr seht so reizend aus in diesem weißen Abendkleid." sie hörte die fremde Stimme
sogar lachen, nachdem der Funkspruch durchkam. Sie schaute ans sich hinab und lässt vor Schreck das Funkgerät fallen. Sie trug tatsächlich
ein weißes Abendkleid. Nur woher wusste die Person am anderen Ende das? Wurde sie verfolgt? Ist er vielleicht in ihrem Haus?" langsam und
ängstlich geht sie durch das Schlafzimmer in den Flur, hinein in das Wohnzimmer und öffnet die Balkontür. An dem Geländer war ein Seil
gebunden.

Es hängt einige Meter tief hinunter, war sie immerhin im zweiten Stock. Sie strich mit einer Hand drüber. "Und nun...zieht das Seil
zu Euch hinauf." ihr Blick der Atem weg. Sie hörte auf die fremde Stimme. Die Sache mit dem Abendkleid hatte ihr solche Angst eingejagt, dass
das Blut in ihren Adern gefriert. Selbst für sie als langjähriger Offizier war dies purer Ernst und vollkommen neu. Langsam zieht sie das Seil
hinauf. Es hat schon beinahe die Dicke von einem Tau, welches man bei Schiffen benutzt. Daher tat sie sich etwas schwer. Der kalte Wind weht
durch ihre Beine hindurch. "Gut. Weiter." befahl die Stimme erneut und dann hatte sie es geschafft. Doch was da am anderen Ende hing, ließ
sie aufkeuchen. "W-was...s-soll...das?" wimmerte sie in das Funkgerät hinein. Es war eine Schlinge, die noch geöffnet war und sie erkennt
deutlich, dass es sich hierbei um jemanden handelt, der entweder als Scharfrichter arbeitet oder sehr viele Bücher in seiner Freizeit liest.
Das Funkgerät bleibt stumm. Stattdessen sprach eine fremde Stimme zu ihr. Eine Gestalt in einem langen schwarzen Mantel. Sie trug eine Kapuze,
war komplett verhüllt und hatte eine eiserne Maske auf. Sie ähnelte die eines Henkers sehr. Sie schrie auf, doch trieb es ihr die Luft aus den
Lungen, als der Schatten mit einem Schlag in ihren Solarplexus antwortete und nach dem Strick griff, den er ihr um den Hals legt. Sie kniff
die Augen zu, rangte nach Luft und starrte in die Augen jener Gestalt. Sowas hatte sie noch nicht gesehen. Eisblau, wie die Gletscher des
Nordens, wie das eiskalte Meer und auch so eisern, wie die Mauern der Eiskronenzitadelle. Metallisch gedämpft hört sie den Atem unter der Maske
und sie konnte sich nicht einmal selbst in der Maske spiegeln sehen. Sie war mattiert. Ein Meister, der weiß, was er tut und mit Reflexionen
durch Licht will er nicht sonderlich viel zutun haben, wie es scheint. Er war die ganze Zeit in ihrem Zimmer, im selben Haus, während sie
mit dem Jungen gespielt und sie geschlafen hatte. "Asche zu Asche, Staub zu Staub. Man erntet was man sät und ich bin Euer Henker." mit diesen
Worten packte der schwarze Mann ihre Beine und hob sie mit Leichtigkeit aus den Pantoffeln heraus. Er warf Ariana von dem Balkon hinunter.
Ein Aufschrei im Fall, die Schlinge zog sich zu und dann war alles still. Nur das knacken war zu hören, was den letzten Atemhauch aus Ariana
zog und so pendelte sie von ihrem eigenen Balkon hinunter. Ihr Funkgerät war unten auf dem Boden zerschält und zerstört. Das andere blieb
oben auf der Garnitur liegen. Der schwarze Mann war bereits verschwunden.